Steigende Paketvolumen und zunehmende Urbanisierung bei gleichzeitig wachsenden Kundenerwartungen nach schnellstmöglicher und flexibler Lieferung bringen Transport- und Logistikunternehmen auf der letzten Meile unter Druck. Die Elektrifizierung der Flotten, digitale Lösungen und neue Zustellkonzepte bieten jedoch bereits vielversprechende Ansätze für eine nachhaltigere und auch effizientere Zustellung auf der kritischen letzten Etappe.
Die letzte Meile der Logistikkette vom Hub zum Endempfänger entwickelt sich zunehmend zum Nadelöhr: Bis 2030 wird das Paketvolumen in Innenstädten um 78 Prozent zulegen, heißt es in einer McKinsey-Studie in Zusammenarbeit mit dem Weltwirtschaftsforum. Diese Entwicklung trifft auf einen bereits fragilen urbanen Raum mit begrenzter Infrastruktur und hoher Verkehrsbelastung.
Gleichzeitig steigen die Kundenerwartungen: Lieferungen am selben oder nächsten Tag werden zunehmend zum Standard. Das erhöht den Druck auf Logistiker und führt oft zu ineffizienten Transportketten. Eng getaktete Zustellfenster im Einzelhandel erschweren eine effiziente Routenplanung. Auch der Circular-Ansatz, also die Vermeidung von Leerfahrten durch kombinierte Abhol- und Zustelltouren, lässt sich in der Praxis nur schwer umsetzen.
Die letzte Meile führt dementsprechend zu überproportional hohen Umweltbelastungen. Last-Mile-Emissionen werden der Studie zufolge bis 2030 um 32 Prozent zulegen.
Lösungsansätze für eine nachhaltige letzte Meile
Drei Ansätze können den steigenden Emissionen entgegenwirken:
Elektromobilität in der Zustellung
Der vornehmliche Benefit liegt in der zunehmenden Elektrifizierung der Zustellflotten, die sich mit kleineren Fahrzeugen und auf kürzeren Strecken schneller durchsetzen lässt. So will DHL bis 2030 mindestens zwei Drittel seiner Last-Mile-Zustellfahrzeuge elektrifizieren. Geopost (u.a. DPD) plant, den Anteil alternativer Transportlösungen bis 2030 auf 85 Prozent zu steigern.
In dicht besiedelten Innenstädten erweisen sich Cargo-Bikes als effiziente Alternative. Mit ihnen lassen sich Staus umgehen und Parkplätze leichter finden. Zusteller können so pro Tag mehr Stopps absolvieren als konventionelle Lieferfahrzeuge.
Entscheidend für beide Ansätze sind strategisch platzierte Mikro-Hubs am Stadtrand. Diese fungieren als Umschlagpunkte zwischen Langstrecke und Last Mile.
Optimierung durch Digitalisierung
KI-gestützte Routenoptimierung revolutioniert die Zustellung auf der letzten Meile: Algorithmen berücksichtigen neben Zeit- und Streckenfaktoren auch verkehrsspezifische Emissionswerte, Umweltzonen und Kundenvorlieben. Das Ziel ist ein Dreiklang aus kürzeren Wegen, weniger Emissionen und höheren Zustellquoten. Intelligentes CO2e-Emissionsmanagement schafft Transparenz auf Sendungsebene und ermöglicht so fundierte Entscheidungen für umweltfreundlichere Transportoptionen.
Predictive-Delivery-Systeme reduzieren Fehlversuche, indem sie Kundenpräferenzen und -verhalten analysieren und Zustellzeitfenster dynamisch anpassen. Das erhöht die Erstzustellquote signifikant und vermeidet unnötige Fahrten.
Alternative Zustellkonzepte
Packstationen und Pickup-Points ermöglichen die gebündelte Anlieferung mehrerer Sendungen an einen zentralen Punkt. In-store-Systeme können gleichzeitig für mehr Kundenfrequenz im stationären Handel sorgen.
Kollaborative Ansätze wie das KoMoDo-Forschungsprojekt in Berlin, bei denen verschiedene Logistiker ihre Sendungen für bestimmte Zustellgebiete bündeln, bergen unter bestimmten Voraussetzungen Potenzial. Die Integration des ÖPNV in die Paketlogistik – etwa durch den Transport von Paketen in Linienbussen zwischen den Rush Hours – und der Einsatz autonomer Zustellroboter für die “allerletzte Meile” bieten weitere Lösungsansätze für die Zukunft.
Fazit
Die Herausforderungen der letzten Meile erfordern einen ganzheitlichen Ansatz. Durch das Zusammenspiel von Elektromobilität, digitaler Optimierung und alternativen Zustellkonzepten kann eine nachhaltige und gleichzeitig wirtschaftliche Zustellung im finalen Transportabschnitt gelingen.
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