Verschiedene Ergebnisse der Umfrage sind besonders hervorzuheben. An ihnen lassen sich einerseits der aktuelle Wandel im Einkaufsverhalten und die damit verbundenen neuen Anforderungen an die Logistik illustrieren. Andererseits wird an ihnen deutlich, wie Konsumenten in Deutschland mit dem Wandel umgehen und wie sie auf neue Trends und neue Möglichkeiten der Logistik reagieren und diese annehmen. Fünf Erkenntnisse werden im Folgenden herausgehoben. Eine Sammlung interessanter Daten und Fakten runden das Fazit der Online-Umfrage ab.
Ungefähr zwei Drittel aller Teilnehmer an der Umfrage sind zum Klassik-Logistiktyp zu zählen.
Die große Mehrheit der Teilnehmer legt damit relativ konservatives Einkaufsverhalten an den Tag. Sie probieren nur vereinzelt neue Zustellarten aus, sind mit den Ladenöffnungs- und Lieferzeiten zufrieden, schicken ihre Bestellungen nur ab und zu zurück und kaufen z.B. noch relativ häufig im Geschäft ein. Angesichts eines sich verändernden Konsumverhaltens ist die Logistik trotzdem gut beraten, gemeinsam mit dem Handel neue Angebote zu entwickeln. Allerdings ist auch notwendig, die Verbraucher langsam an die neuen Möglichkeiten heranzuführen und diese zu erklären. Es wird nicht zu einem plötzlichen Bruch mit bestehenden Shopping-Arten und den dafür erforderlichen logistischen Voraussetzungen kommen. Der Wandel wird sich schrittweise vollziehen. Die Logistik wird dabei eine zunehmend wichtige Rolle einnehmen und ihn Stück für Stück mitgestalten.
Neue Zustellarten etablieren sich nur schleppend: Die Diversifizierung schreitet eher langsam voran.
Same-Day-Delivery, Paketkästen an Mietshäusern und vieles mehr lassen sich Händler mit Paketlieferdiensten gemeinsam einfallen, um Verbraucher für sich zu gewinnen. Denn der will zuhause oder in unmittelbarer Nähe beliefert werden und mag es nicht, zu lange auf Lieferungen zu warten. Logistik und Handel rücken daher näher zusammen und arbeiten an Lösungen, damit die Zustellung genauso schnell und reibungslos abläuft wie die Online-Bestellung. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen aber, dass neue Zustellarten nur schleppend angenommen werden. Aktuell dominieren Pilotprojekte und punktuelle Lösungen den Markt. Die Branche rüstet schrittweise auf und tastet sich an das ideale Angebot für ihre Kundensegmente heran. In diesem Prozess hat die Logistik die Chance zu zeigen, wie gut sie den Verbraucher versteht und Ideen für den Handel zu entwickeln.
Ladenöffnungs- und Lieferzeiten: Ca. 15 Prozent wünschen sich logistische Spitzenleistungen, koste es, was es wolle. Doch fünf von sechs Verbrauchern sind mit den bestehenden Ladenöffnungs- und Lieferzeiten zufrieden.
Der Sinn für Realität und der Wunsch nach unendlichen Möglichkeiten prallen aufeinander. Insgesamt dominieren die Traditionalisten, die sich an Ladenöffnungs- und Lieferzeiten gewöhnt haben und die Ausweitung des Angebots hierbei nur punktuell ausprobieren. Das zeigt auch, dass ein Großteil der Verbraucher äußerst zufrieden ist, Verbesserungen nur bedingt nachfragt und daher auch nur in geringem Maß dazu bereit sein wird, dafür zu zahlen. Der Verbraucher kann sich im verschärften Wettbewerb der Händler und der Hersteller mit ihren neuen Vertriebswegen eher zurücklehnen frei nach dem Motto „Gewinnt mich mit neuen Services, wenn Qualität und Preis fast überall identisch sind“. Hier kann Logistik ansetzen – als Berater des Handels und als Umsetzungspartner mit jahrzehntelanger Erfahrung aus anderen Logistikbereichen.
Das traditionelle Kaufhaus ist noch lange kein Auslaufmodell: Mehr als die Hälfte der Befragten wählt zum Kleidungskauf das Kaufhaus. Künftig wird aber zunehmend die Kombination aus Online- und stationärem Handel Absatzerfolge bringen.
Damit bestätigt die Umfrage indirekt auch den Trend, dass die Zukunft den Omnichannel-Händlern gehört. Hersteller und Händler, die ihre stationären und Online-Kanäle effizient und kundengerecht miteinander verzahnen, werden den Handel prägen, neue Trends setzen und sich von der Konkurrenz absetzen. Die Logistik dahinter ist ein elementarer Bestandteil des Kundenangebots. Denn damit die erworbenen Produkte den Verbraucher pünktlich und kostengünstig erreichen, sind ausgefeilte Distributions- und Lagerlogistik ein Muss. Ebenso gilt es mehr denn je, die Warenströme zu analysieren, um das Konsumverhalten der Verbraucher besser zu verstehen und entsprechend planen zu können. Wer seine Kunden kennt, wird davon noch stärker als bisher profitieren.
Regionalität bei Lebensmitteln: Jeder zweite bevorzugt regionale Produkte, wenn er die Wahl hat. Aber immerhin ein Viertel achtet gar nicht darauf, wo die Produkte herkommen.
Besonders bei älteren Zielgruppen punkten Anbieter regionaler Produkte, zeigt die BVL-Umfrage. 67,14 Prozent der über 44-Jährigen achten darauf, dass ihre Produkte aus der Region stammen. Doch jede Bewegung ruft eine Gegenbewegung hervor. Der anhaltende Trend zur Regionalität scheint auch eine Reaktion auf die zunehmende Globalisierung zu sein. Wenn alle Produkte jederzeit für jeden verfügbar sind, verlieren sie ihre ursprüngliche Identität. Regionale Produzenten reagieren auf dieses Grundgefühl unter Verbrauchern und stellen die Herkunft in den Mittelpunkt. Was aus der Region kommt, ist gut, da so die Umwelt geschont wird und da man eben weiß, wo es her kommt. Die Rückverfolgung von Produkten fällt leichter, was sich dem Verbraucher als Gütesiegel darstellen lässt. Außerdem wird die regionale Wirtschaft gestärkt. Gleichzeitig ist gerade Logistikern bewusst, dass sich die Sehnsucht nach Produkten aus aller Welt nicht mehr umkehren lässt. Beide Trends werden Bestand haben. Die Frage ist, wer geeignete Nischen findet, um Produkte anzubieten, verfügbar zu halten und dann just in time an den Kunden zu bringen. Die logistische Leistung wird mehr denn je Teil des Alleinstellungsmerkmals eines Anbieters sein.