Vor rund acht Monaten startete unter der Leitung von Richard Schneider, Sprecher der Initiative Power of Logistics und Geschäftsführer von fabrikon, mit der Arbeitsgruppe „Energieverbrauch“ das Pilotprojekt Verbrauchsdatenmessung mit dem Ziel, Energieeinsparpotenziale durch eine konsequente Messung der Verbräuche zu identifizieren und so Standards für einen Nebenkostenbenchmark für die verschiedenen Nutzungsprofile von Logistik- und Industrieimmobilien zu erarbeiten. Die ersten Ergebnisse des Pilotprojekts mit der P3 Group und ZUFALL logistics group stellte Schneider nun auf dem Deutschen Logistik-Kongress der BVL vor.
Großes Einsparpotenzial durch Kappung der Lastspitzen
Die Gabelstapler hängen am Schichtende alle zeitgleich an den Ladestationen oder das Licht brennt in der ganzen Halle und in den Gängen, obwohl keiner da ist – das sind typische Szenarien im Logistikbetrieb. Durch das Messen der Verbräuche lassen sich Lastspitzen ebenso erkennen wie unnötige Verbräuche. Im Pilotprojekt wurden nun in den Hallen der ZUFALL logistics group Messsysteme verbaut und Vergleichswerte gemessen, die aufzeigen, was durch intelligentes Energiemanagement an potenziellen Einsparungen möglich ist.
Das Aufladen der Gabelstapler am Ende der Schicht führt zu Spitzenlasten, wohingegen nachts kaum Strom verbraucht wird. Wenn das Aufladen um ein paar Stunden verschoben und gestaffelt wird, können Lastspitzen gekappt werden, wodurch ein deutlich niedrigerer Leistungspreis möglich wird. Am einfachsten umsetzbar ist dies durch den Einsatz einer simplen Zeitschaltuhr. So lassen sich die Stromkosten deutlich reduzieren: Im Beispiel der Arbeitsgruppe „Energieverbrauch“ scheint eine Lastspitzenreduzierung um 80kW realistisch. Sofern diese über das gesamte Jahr gehalten wird, wären das bei 120€/kW Leistungspreis eine Ersparnis von rund 9.600 Euro pro Jahr.
Durch Verlagern der Stromverbräuche lassen sich enorme Kostenersparnisse erzielen. Quelle: Power of Logistics |
Doch das ist nur der Anfang. Durch eine Verlegung der Verbräuche in die Zeit des günstigeren Nachstromtarifes spart man automatisch auch am Arbeitspreis. Wenn konsequent das ganze Jahr über die Verbräuche gemessen werden, lassen sich auch Lastspitzen erkennen, die nur einmal jährlich auftreten, etwa durch eine Gerätewartung. Da sich der Leistungspreis jedoch auf die höchste Leistungsfähigkeit bezieht, die zeitgleich abgerufen werden kann, zahlt man dauerhaft für diese höchste Leistungsfähigkeit, auch wenn sie nur einmal pro Jahr genutzt wird. Wird diese eine Lastspitze gekappt, senkt sich der Leistungspreis automatisch. Im nächsten Schritt lassen sich weitere Einsparungen über den Einsatz von Batteriespeichern realisieren. Allerdings muss man dafür die Verbräuche genau kennen, um die passende Speicherkapazität festzulegen. Die Batteriespeicher ermöglichen die Asynchronität zwischen Strombezug und Stromverbrauch und können mit günstigem Nachtstrom oder der selbst erzeugten Energie aus beispielsweise der Dach-PV-Anlage geladen werden. Oder aber man kauft direkt und tagesaktuell an der Strombörse ein, aber auch das ist nur mit Metering realisierbar.
Als Paradebeispiel für unnötigen Stromverbrauch in einer Logistikhalle gilt die Beleuchtung: Auch wenn mittlerweile LED-Lampen mehr oder weniger Standard sind, wird trotzdem Energie verschwendet, wenn die Halle komplett beleuchtet ist, obwohl in der Hälfte der Regalgänge kein Gabelstapler fährt. Durch den Einsatz von intelligenten Systemen zur Steuerung und Regelung der Beleuchtung kann diese durch eine Vielzahl an Sensoren so eingestellt werden, dass die Bereiche, in denen sich niemand aufhält, gedimmt werden.
Konsequentes Metering ist die Basis für effizientes Energiemanagement
„Metering ist die Grundlage für effizientes Energiemanagement. Mit diesem Pilotprojekt belegen wir, dass der Return on Investment für die nötige Technik oft schon in wenigen Jahren erreicht werden kann“, so Ringo Bernhardt, Zentralleiter Projektorganisation & Bau bei der ZUFALL logistics group. Dem rasanten Anstieg der Energiepreise seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs ist es geschuldet, dass sich der ROI nun stark verkürzt hat, denn zuvor war rein wirtschaftlich betrachtet die Amortisationszeit viel zu lang. Mittlerweile lohnt es sich, die Verbräuche genau unter die Lupe zu nehmen, da sich die Nebenkosten zur zweiten Miete entwickelt haben. Andererseits kann selbst eine nach DGNB Platin-Standard zertifizierte Halle ein Energiefresser sein, doch ohne Metering oder Energiecontrolling hat der Nutzer wenig Möglichkeit, dies zu erkennen. Wenn konsequent alle Verbräuche in Echtzeit überwacht werden, weiß der Nutzer schon vor der Abrechnung, wie viel ihn die Energie kosten wird. „Die Vorrüstung der Gebäude mit Messtechnik ist die Lücke, die geschlossen werden muss! Nur wenn wir mehr wissen als die reine Verbrauchsmenge, nämlich auch wie die Energie verbraucht wurde, können wir hier maximale Effekte erzielen,“ betont Richard Scheider. Die gute Nachricht: Auch Bestandsimmobilien können mit Smartmeter nachgerüstet werden, sodass sie bei richtiger Einstellung der Gebäudetechnik deutlich nachhaltiger betrieben werden können.
Dieser Artikel wurde zuerst in der LogReal.Direkt Ausgabe 06/2023 "ESG und Design als Kriterien für die Vergabe von Grundstücken" veröffentlicht.
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