Experten in Industrie und Handel sehen mit Zuversicht auf ihre Wertschöpfungsketten – und mutig in ihre Zukunft: Die Lage sei deutlich besser als „normal“, das Konsumklima bleibe gut, die Erwartungen fallen daher noch rund 20 Prozent besser aus, als die ohnehin schon gute Lagebeurteilung. Sind diese Ergebnisse noch zu toppen?
Ja, durch die Logistik-Dienstleister. Sie spiegeln im Indikator, dass Lage, Klima und Er-wartungen im zweiten Quartal 2014 die höchsten Werte seit drei Jahren erreicht haben. Die Wirtschaft in der Eurozone sei Dank Deutschland auf Wachstumskurs, das Bruttoin-landsprodukt der Wirtschaftsunion wächst laut Eurostat um 0,2 Prozent, die deutsche Wirtschaft gar um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, insgesamt sollen es in 2014 sogar 1,9 Prozent werden. Bemerkenswert: Die Wachstumsimpulse für Deutschland kommen jetzt aus dem Inland, nicht mehr - wie in den vorherigen Quartalen - aus dem Export. Im Bundeswirtschaftsministerium wird von Deutschland als „Wachstumslokomotive Europas“ gesprochen – mit positiven Tendenzen am Arbeitsmarkt, steigenden Einkommen und hervorragendem Konsumklima.
Ein wenig Wasser muss aber doch noch in den Wein der Euphorie gegossen werden: Wenn Lage, Klima und Erwartungen nahe beieinander liegen, so kann das ein Signal für das Erreichen eines Wendepunktes sein. Denkbare Auslöser dafür gibt es einige: Mindestlohn, Rentenbeschlüsse und eine aus der Ukraine in die russische Wirtschaft wirkende politische und wirtschaftliche Krise machen sich bemerkbar. Mitte Mai sprachen Beiratsmitglieder der BVL auf ihrer Jahrestagung davon, dass Absatzpläne für Russland um bis zu 20 Prozent korrigiert werden mussten und selbst bei erteilten Großaufträgen zurzeit eher „abwarten“ angesagt sei, als dynamisches Voranschreiten. Bei den BVL-Fachforen auf der Leitmesse CeMAT, brachte es ein Wirtschaftsexperte deutlich auf den Punkt: Derzeit sei es schon ein Erfolg, wenn Veranstaltungen zu deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen nicht abgesagt werden, betonte Alexej Savinskiy von der Kontaktstelle Mittelstand in Russland des BDI. Seine Hoffnung sei, „dass wir uns von Entwicklungen nichtwirtschaftlicher Natur nicht irritieren lassen“, sagte er über die Chancen des russischen Marktes. Er könne mit Genugtuung feststellen, dass ein Rückzug aus Russland für die Mehrzahl der großen Unternehmen nicht infrage komme. Die Potenziale seien durch den Anteil der Hochtechnologien, die für Automatisierung und Intralogistik in Russland benötigt würden, außerordentlich hoch.
Genießen wir in wirtschaftlich „heißen“ Zeiten die zuversichtliche Wirtschaftslage, das gute Klima und die noch besseren Erwartungen. Um in der Metapher von Wein und Wasser zu bleiben: Sommerwein muss genossen werden, sobald er auf dem Markt ist. Im nächsten Winter könnte er schon viel von seiner Spritzigkeit verloren haben.