Unsicherheit und fehlendes Vertrauen lähmen den Wirtschaftsbereich: Tiefpunkt könnte erreicht sein
Kommentar zum Logistik-Indikator für das 2. Quartal 2025 von Kai Althoff, Vorstandsvorsitzender der BVL und CEO von 4flow
„Die neuen Werte des Logistik-Indikators zum 2. Quartal sind ernüchternd, sie befinden sich sämtlich auf dem tiefsten Stand seit anderthalb Jahren. Der Index für das Geschäftsklima sank auf 81,7 Punkte nach 83,9 im Vorquartal, die Geschäftserwartungen sanken auf 81,8 (nach 84,5 in Q1). Einzig die Werte für die Geschäftslage und die Personalplanungen bei Industrie und Handel sind im Vergleich zum Vorquartal minimal gestiegen, dies kann aber noch keine Trendwende belegen. Interessant sind auch die Feinheiten des Indikators. Die Kosten in der Logistik steigen bekanntlich deutlich, die Preisplanungen der Dienstleister bleiben aber recht stabil. Dies zeigt, dass mehr Kapazitäten im Markt sind, als benötigt werden. Der Wettbewerb um die Aufträge bleibt, Aufträge werden somit oft auf Kosten der Marge gewonnen.
Ein kleiner Lichtblick ergibt sich in der Monatsbetrachtung für den Mai. Nach einem Absacken aller Indikatorwerte im April – vermutlich als direkte Reaktion auf Trumps Zollankündigungen – liegen die Werte nun wieder fast auf dem Niveau vom März. Bei den Verladern ergibt sich sogar erstmals wieder ein kleines Plus und wir sehen – auf sehr niedrigem Niveau – die besten Monatswerte seit dem Spätsommer 2024. Ob dieser Trend nachhaltig ist und auch die Dienstleister in dieser Einschätzung nachziehen, werden aber erst die nächsten Monatsergebnisse zeigen. Gegenläufig wirkt hier die neuerliche Eskalation der Lage in Nahost. Diese zieht steigende Rohölpreise nach sich. Die geopolitische Risikolage nimmt erneut deutlich zu.
Das BIP hat Anfang des Jahres vergleichsweise kräftig zugelegt, auch der private Konsum nimmt seit vier Quartalen stetig zu. Die neue Bundesregierung hat ihre Pläne für die Legislaturperiode konkretisiert und an vielen Stellen wie der Infrastruktur oder den Energiepreisen Entlastungen angekündigt. Der neue Verkehrsminister Schnieder hat auf der transport logistic bei den Unternehmen einen guten ersten Eindruck hinterlassen. Größter Unsicherheitsfaktor bleibt nach wie vor der Welthandel und unter anderem die Gefahr von weiteren Zöllen. Hier deutet sich an, dass es vielfach zu Deals kommen könnte, die das Schlimmste abwenden. Verbunden mit der Aussicht, dass die Milliarden des Sondervermögens für Infrastruktur und Verteidigung in absehbarer Zeit den Weg in die Wirtschaft finden, gibt dies Hoffnung für die Zukunft. Wir brauchen diesen Optimismus in Deutschland, um trotz der widrigen aktuellen Lage neue Investitionen anzugehen und unser Geschäft weiterzuentwickeln.“
Gesamtindikator für die Logistik in Deutschland im 2. Quartal 2025