Zielsetzung des Forschungsprojekts OptiMAL ist die Entwicklung einer Planungsmethode für manuell bediente Lagersysteme. Solche Systeme, bei denen Personal manuell oder mit mechanisierter Unterstützung Ein- und Auslagervorgänge durchführt, sind trotz zunehmender Tendenz zur Automatisierung ein wichtiger Bestandteil von Wertschöpfungsketten. Gleichzeitig existiert eine Vielzahl solcher Systeme mit unterschiedlichen zugrunde liegenden Prozessen, sodass der Planung eine bedeutende Rolle zukommt. Der Planungsbegriff umfasst hier die Frage danach, wie ein Lagersystem - bestehend aus mehreren Lagerbereichen - gestaltet werden muss, sodass ein vorgegebenes Sortiment möglichst kostengünstig gelagert werden kann und die mit diesem Sortiment verbundenen Aufträge durch eine ausreichende Anzahl an Personal und Bediengeräten gedeckt sind. Die Planungsaufgabe umfasst daher die Festlegung der Ausprägung jedes Lagerbereichs sowie die gleichzeitige Zuweisung von Artikeln aus dem Sortiment zu genau einem der Lagerbereiche.
Zu Beginn werden Kennwerte der verschiedenen Lagertypen identifiziert und klassifiziert. Auf diese Weise können drei Gruppen von Freiheitsgraden ermittelt werden: Die Konfiguration beschreibt die technische Ausprägung eines Lagers, die Strategien geben Abläufe vor und die Dimensionierung beschreibt die räumlichen Abmessungen. Daneben werden mit der Einheitenlagerung, der Kommissionierung und der Kommissionierung mit Nachschublagerung drei zu betrachtende Prozesse festgelegt. Anschließend werden die verschiedenen Systemausprägungen beschrieben und in morphologische Kästen überführt, die für die weiteren Untersuchungen als Grundlage dienen. Durch grundsätzliche Überlegungen zur Planungsmethode werden die Erzeugung von Planungsalternativen und die anschließende Bewertung als wichtige Schritte identifiziert. Weiterhin werden Zielgrößen ermittelt und in ein Zielsystem überführt, auf welches die Bewertung der verschiedenen Planungsalternativen fußt.
Die im Zielsystem enthaltenen Zielgrößen bauen auf einer Bewertung der Planungsalternativen hinsichtlich der Geometrie, der Leistung sowie der Kosten auf. Hierfür werden geeignete Modelle aufgestellt. Basierend auf dem Modell von Gudehus [Gud- 2010] wird ein modulares Modell zur Bewertung der Geometrie entwickelt, mit welchem sowohl homogene Lagerbereiche als auch Lagerbereiche mit Kommissionierung und Nachschublagerung abgebildet und bewertet werden können. Für die Bewertung der Leistung und die Berechnung des Bedarfs an Bediengeräten und Personal wird ein analytischer Ansatz gewählt. Für die verschiedenen Prozesse werden Modelle von Gudehus und Sadowsky herangezogen und wo nötig erweitert [Gud-1973; Sad-2007; Gud-2010]. Basierend auf der Kostenvergleichsrechnung wird anschließend das Modell zur Bewertung der Kosten aufgestellt.
Die erstellten Modelle werden in eine Planungsmethode überführt, um auf diese Weise die kostengünstigste Planungsalternative ermitteln zu können. Hier kann gezeigt werden, dass es nicht möglich ist, exakte Lösungsverfahren effizient anzuwenden, um das globale Optimum zu finden. Aus diesem Grund wird ein heuristisches Lösungsverfahren entwickelt, welches sukzessive ein Lagersystem aufbaut. Schrittweise werden Artikel hinzugefügt und jeweils die Planungsalternative gewählt, welche die zusätzlichen Artikel zu den geringsten zusätzlichen Kosten aufnehmen kann. Zur Bewertung dieses Konzepts wird die Planungsmethode inklusive der Bewertungsmodelle in einen Software-Demonstrator überführt. Durch die Möglichkeit, mit dem Demonstrator entwickelte Planungsalternativen nachträglich anzupassen und die Auswirkungen durch Anwendung der Bewertungsmodelle zu ermitteln, wird die Flexibilität erhalten, die der Planer in der Grobplanungsphase bei manuell bedienten Lagersystemen genießt. Gleichzeitig wird ein systematischer Überblick über die Lösungsmenge und eine möglichst einheitliche Bewertung der verschiedenen Planungsalternativen erreicht. Nach der Validierung der Bewertungsmodelle werden Anwendertests mit den Mitgliedern des Projektbegleitenden Ausschusses durchgeführt. In den Anwendertests werden Beispielplanungen mit Hilfe des Demonstrators durchgeführt. Eine dazu durchgeführte Umfrage lässt die Schlussfolgerung zu, dass die vorgestellte Planungsmethode in Form des Demonstrators eine Erhöhung der Planungsqualität und Verkürzung der Planungszeit in der Grobplanungsphase bewirkt.
Die Zielsetzung des Projekts, eine Planungsmethode zu entwickeln, welche bei der Planung manuell bedienter Lagersysteme in der Grobplanungsphase unterstützt, kann daher als erreicht angesehen werden.