Strategie

Digitaler Lieferschein – ein neuer Standard für die Logistik?

Lieferungen zu Großhändlern oder Verteilzentren des Einzelhandels werden auch heute noch grundsätzlich von Lieferscheinen in Papierform begleitet. Die Einführung des digitalen Lieferscheins mit der Online-Plattform Cloud4Log kann dem aufwendigen Handling der Papierbelege endlich ein Ende bereiten.

Nach erfolgreichem Praxistest haben die BVL und GS1 Germany zusammen mit T-Systems sowie zahlreichen Unternehmen aus Industrie, Handel und Logistikdienstleistung 2022 die technische Lösung für den Praxiseinsatz fertiggestellt und auf dem Deutschen Logistik-Kongress präsentiert.

Die digitalen Lieferscheine stehen für die Dauer des Lieferprozesses und zehn Wochen darüber hinaus zur Verfügung. Ausdruck, Weitergabe, Transport und Quittierung des Papierbelegs sind somit überflüssig. Die Besonderheit der Cloud4Log-Lösung liegt in der Neutralität der Plattform und dem Community-Gedanken: Dieser Ansatz stellt sicher, dass die Interessen aller Prozessbeteiligten berücksichtigt werden. Die neutralen Rollen von BVL und GS1 Germany als Anbieter und Betreiber der Lösung gewährleisten, dass die Eintrittsbarrieren niedrig sind und der Service für Teilnehmende in allen Branchen und Märkten zur Verfügung steht. Bereits bestehende unternehmens- oder branchenspezifische Insellösungen für digitale Lieferscheine lassen sich integrieren. Die Daten werden bei Cloud4Log über die Open Telekom Cloud (OTC) verarbeitet.

Mitte November trafen die ersten Lieferungen mit dem papierlosen Beleg bei DM-Drogerie-Markt in Waghäusel, bei Rewe in Neu-Isenburg sowie bei Penny in Neuhausen ein. Auf den Weg gebracht hatten Berief Food, Eckes-Granini und Nestlé die Sendungen einige Tage zuvor. Bis zum Jahresende waren schon 27 Unternehmen fest für den Service angemeldet, weitere 48 hatten ihr Interesse bekundet und werden sich sukzessive registrieren. In der aktuellen Einführungsphase, die bis April 2023 laufen soll, wird der Leistungsumfang in der Belieferung nach und nach gesteigert. Zunächst kommt der digitale Lieferschein bei direkten Transporten mit einer Lade- und einer Abladestelle zum Einsatz. Ab Januar 2023 begleitet er dann auch Teilladungstransporte und Stückgutsendungen mit mehreren Lade- und Abladestellen. „Der digitale Lieferschein ist ein innovativer Kooperationsansatz mit zahlreichen Partnern. Das ist eine ausgezeichnete Ausgangsbasis, um eine kritische Marktdurchdringung zu erreichen und einen neuen Branchenstandard zu etablieren“, erklärt Christian Bodi, Geschäftsführung Logistik, DM-Drogerie-Markt. Michael Moise, Lead ECR/EDI Management, Nestlé Deutschland, bestätigt: „In meiner langjährigen Gremien- und Projektarbeit habe ich noch kein Projekt erlebt, bei dem eine so große Anzahl Unternehmen konzeptionell zielführend zusammengearbeitet hat wie bei der Entwicklung des digitalen Lieferscheins.“