Die Kurzfristeinschätzung für das kommende Quartal bleibt weiterhin aufwärts gerichtet: Per Saldo rechnen 40 Prozent der Anbieter und knapp 20 Prozent der Anwender von Logistik mit besseren Geschäften im Schlussquartal des laufenden Jahres. In der Einjahresperspektive erwarten die Logistiker aus Industrie, Handel und Dienstleistung einmütig einen weiteren Aufbau von Sachkapazitäten, verstärkten Personaleinsatz und eine passable Geschäftsentwicklung – allerdings mit geringerer Intensität als in den Vorquartalen. Insgesamt bewegen sich die Klimawerte weiterhin oberhalb der neutralen Linie und zeigen expansive Grundtendenzen an.
Die Stimmung der Logistiker in Industrie, Handel und Dienstleistung ist im dritten Quartal 2014 auf das Niveau von vor einem Jahr jedoch zurückgefallen. Erreichte der Logistik-Indikator im Vorquartal noch Spitzenwerte bei Lage, Klima und Erwartungen, signalisieren die Logistikverantwortlichen nun Skepsis: Die Geschäftserwartungen für die kommenden 12 Monate gehen um fast 20 Zähler zurück, während die Lageeinschätzung für das laufende Quartal mäßig um 6 Punkte nachgibt. Dass die aktuelle Lage des Wirtschaftsbereichs Logistik erstmals seit Mitte 2013 höher eingeschätzt wird als die Erwartungen für die Zukunft, signalisiert nachlassende Dynamik der Wirtschaft und kann – wie schon häufiger in der Vergangenheit – ein Signal für längerfristig sinkende Wachstumsraten sein.
Die Verunsicherung der Entscheider durch die schlechteren Produktions- und Auftragszahlen in der Industrie sowie über die Entwicklung der geopolitischen Krisenherde wird spürbar – insbesondere wegen der eventuell eskalierenden Spannungen im europäisch-russischen Verhältnis. Hinzu kommen die unerwartet schwache Konjunktur in weiten Teilen des Euroraums und ein weniger wachsender inländischer Auftragseingang. Unsicher ist auch die künftige Kostenentwicklung, beispielsweise hinsichtlich der Energiepreise und der Personalkosten nach der Einführung des Mindestlohns im Jahr 2015.
Unzufrieden zeigen sich die Befragten mit der Arbeit der Bundesregierung, insbesondere auf den Handlungsfeldern, die für den Wirtschaftsbereich Logistik von besonderer Relevanz sind. In einer Zusatzfrage zum Logistik-Indikator wurden sie um Schulnoten von 1 (sehr gut) bis 5 (mangelhaft) für die regierungsseitige Bearbeitung der Themen Infrastruktur, Elektro-Mobilität und Citylogistik, Energiewende und -netze sowie Qualität des Standortes Deutschland gebeten. Die beste Note erhielt mit gerade einmal 3,25 die Standortqualität – gemessen am internationalen Wettbewerb. Verbesserung und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur wurde im Schnitt mit einer schwachen 3,9 bewertet. Ein Drittel des Panels gab hier sogar eine glatte 5 – mangelhaft!
So finden wir ein komplexes Szenario vor: Unsicherheiten und Unzufriedenheit mit den Rahmenbedingungen treffen zusammen. Viele Themen, die den Wirtschaftsbereich Logistik beschäftigen, werden wir beim 31. Deutschen Logistik-Kongress vom 22. bis 24. Oktober 2014 in Berlin besprechen. Von dort werden auch Signale an die Politik ausgehen. Es ist wieder einmal Zeit für deutlich formulierte Positionen der Logistik in Deutschland, die als drittstärkster Wirtschaftsbereich wesentlich zur ökonomischen Performance dieses Landes beiträgt.